Müll: Vom Problem zum Produktionsmittel.

Eine funktionierende Kreislaufwirtschaft bietet enormes Innovationspotenzial. Unkonventionelle Fertigungsverfahren und die Nutzung wiederverwerteter Rohstoffe führen sowohl zu neuen Herausforderungen als auch zu Chancen beim Möbeldesign.

ⓒ Naja Bertolt Jensen

Unsere Ressourcen sind endlich. Ihr Überkonsum führt zur Überbelastung unseres Ökosystems und zum unverhältnismäßigen Verbrauch unserer natürlichen Rohstoffe. Recycling gilt als Wunderwaffe gegen die Folgen der Linearwirtschaft: wachsende Müllberge, Rohstoffknappheit, Umweltverschmutzung. Kreislaufwirtschaften liegt im Trend: Die Produktlebenszyklen gilt es zu verlängern, die Produktqualität keinesfalls du verschlechtern und gleichzeitig den Ressourcenverbrauch zu minimieren. Auch auf Konsumentenebene ist eine positive Entwicklung zu verzeichnen: Viele Deutsche setzen zunehmend auf einen nachhaltigen Lebensstil – diese Einstellung widerspiegelt sich wiederum in ihrem Konsumverhalten, denn: Wir Deutschen möchten den Weg aus der Wegwerfgesellschaft hin zur Kreislaufwirtschaft mitgehen und gestalten.

Seit geraumer Zeit herrscht daher auch in der Möbelindustrie Aufbruchstimmung in eine kreislauforientierte Zukunft. Kreislauffähige Möbel bzw. Möbel aus recycelten Materialien sind bislang jedoch weiterhin unterrepräsentiert.

Bekannt wurde Recycling als ein Wiederverwertungs- bzw. Rückgewinnungsverfahren, durch das Rohstoffe zurück in den Produktions- & damit Wirtschaftskreislauf geführt werden. Aus vermeintlich wertlosem Müll entstehen Wertstoffe, wie bspw. recyceltes Glas oder Plastik, die als Rohstoffe erneut verwendet werden können – und dies bestenfalls mehrmals. Ein Kreislauf entsteht.

ⓒ The New Raw

Neben dem wohl bekanntesten „cycling“ Verfahren, reihen sich zwei weitere, nicht weniger umweltschonende Verfahren: das Up- und Downcycling. Bei Letzterem handelt es sich beim entstehenden Rezyklat um einen Rohstoff minderwertiger Qualität als die des Ausgangsmaterials. Somit kann bei Weiternutzung der Ressource der Ursprungszustand nicht wiederhergestellt werden oder die Wiederverwendbarkeit des Materials ist endlich, wodurch es sich nicht beliebig oft in den Kreislauf zurückführen lässt.

Upcycling beschreibt dagegen ein Verfahren, bei dem es zu einem Wert- und damit einhergehend Qualitätszuwachs kommt. Auch beim Objektdesign von Möbeln und Dekorprodukten aus recycelten Produktionsmitteln ist von Upcycling die Rede: Beispielsweise gelingt es Designer*innen heute, aus Holznebenerzeugnissen neues Mobiliar zu fertigen. Hierbei wird der Mehrwert, der durch die stoffliche Verwertung entsteht, besonders deutlich. Gleichzeitig tritt der transformative Charakter hervor.

Und hier wird es interessant: Wohingegen Re- und Downcycling überwiegend mit Müllverwertung in Verbindung gebracht wird, ist der Begriff des Upcyclings insbesondere unter Einrichtungsfans kein Novum. „Aus Alt mach Neu“ lautet die Devise – Hobbybastler*innen verleihen Gegenständen zwar keine gänzlich neue Form und Beschaffenheit, dafür aber einen neuen Anstrich: im Netz häufen sich Anleitungen, wie Großmutters alten Kommode fachgerecht neue Knäufe verpasst werden oder der alte Feuerlöscher zum Toilettenpapierhalter umfunktioniert werden kann. Ganz besonders hoch im Rennen sind allerlei Möbelvariationen aus Europaletten: Picknickkörbe, Balkongarnituren, Couchtische, Bettgestelle etc. Hierbei werden die Paletten zum Teil zersägt, neu montiert und bemalt. Die Rohstoffe werden zwar durchaus wiederverwendet, jedoch endet für die meisten DIY-Möbelstücke der Produktlebenszyklus an dieser Stelle.

ⓒ Schwerpunkt Magazin/Umweltbundesamt

Ohne Zweifel findet auch hier ein Wertzuwachs statt – doch die Ausgangsmaterialien bzw. der Gegenstand, der umgewandelt wird, bleiben weiterhin erhalten/erkennbar. Anders als beim aus Holzspänen gefertigten Stuhl: Hierbei lassen sich weder Ursprungsform noch -material erahnen, da dieser eine vollständige Metamorphose vollendet hat. Bislang gilt Letzteres als das weniger bekannte Upcycling Verfahren im Bereich Möbeldesign. Resultat sind exklusive und zum Teil ausgefallene Designerteile aus Sekundärrohstoffen.

Wir finden: Interior Design war noch nie so innovativ, nachhaltig und exklusiv wie heute. Daher möchten wir den Schöpfer*innen und ihren Kreationen eine Plattform bieten und ihre Geschichten erzählen. Von der Idee, über ihre Wertschöpfung und Umsetzung bis hin zum fertigen Produkt. 

Bleibt gespannt!

Quellen

THE GUARDIAN
LICHTBLICK SE
UMWELTBUNDESAMT
TRENDSTUDIE ZUM ETHISCHEN KONSUM
QUARKS
AUFBRUCH IN DIE KREISLAUFORIENTIERTE MÖBELINDUSTRIE
MAKE FURNITURE CIRCULAR

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Circular Interior Design: eine Einführung.

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